„Ich wünsche mir Inspiration, wie man das Superwoman-Kostüm auch mal ablegen kann – ohne direkt ein schlechtes Gewissen zu haben“ – schrieb neulich eine Teilnehmerin in der Anmeldung zu meinem Workshop.
Verstehst du auch direkt, was sie meint?
Mama-Sein ohne schlechtes Gewissen ist oft schwerer als man denkt.
Wie es dazu kommt und wie du damit umgehen kannst, erfährst du im Beitrag.
Warum habe ich als Mama immer ein schlechtes Gewissen?
Mama-Sein ohne schlechtes Gewissen – das dürfte doch nicht so schwer sein, oder doch?
Tatsächlich eher doch, denn im Alltag haben viele Väter und Mütter (oft auch unbewusst) das Gefühl, bestimmten Idealen entsprechen zu müssen.
Idealen, die wir raushören aus Kommentaren, von zu Hause übernommen haben, die wir bei anderen oder in den Medien gesehen haben.
Auf Schritt und Tritt werden wir mit Bildern einer idealen Mutterschaft konfrontiert. Gutgelaunte Mamas in der Kita, die Kuchen backen, Feste vorbereiten und im Elternbeirat aktiv sind. Mütter, die Karriere machen und auch noch die Familie mit links schaukeln. Strahlende Mütter auf Social Media, die ihren Alltag souverän im Griff haben, perfekte Geburtstage vorbereiten und Tipps für ein erfülltes Familienleben geben.
Und all das führt bei uns oft zu nicht viel mehr als einem ewigen schlechten Gewissen.
Eine Kleinigkeit reicht, um Schuldgefühle auszulösen
Oft sind es diese ganz kleinen Situationen – ein Nebensatz, ein Blick, etwas, das wir bei jemand anderem beobachten – die ausreichen, um im Kopf ein Gedankenkarussell auszulösen und uns innerlich aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Z.B. der Satz einer Mutter neulich beim Small Talk auf dem Spielplatz: „Also ich bin ja total für Familienbett. Ist ja auch wissenschaftlich erwiesen, dass das das Beste für die Kinder ist.“
Der bei mir direkt auslöst: „Oh-oh, hab ich da was falsch gemacht, weil wir das zu Hause anders machen? Bin ich eine Rabenmutter, weil ich lieber allein schlafe und meinen Kindern damit den Aufbau einer sicheren Bindung verwehre?“
Oder die Oma, die zwar liebend gern Zeit mit den Kindern verbringt, aber zwischen den Zeilen immer wieder durchscheinen lässt, dass wir als berufstätige Eltern zu wenig Zeit für sie haben.
Die befreundeten Mütter aus der Nachbarschaft, die jeden Tag mit ihren Kindern an deinem Fenster vorbeiradeln, während du im Home-Office am Schreibtisch sitzt und deine Kleinen in der Kinderbetreuung sind.
Oder der Korb in der Kita für die Mitbringsel für das gemeinsame Erntedank-Fest, für den du schon wieder die Äpfel vergessen hast.
Eine Kleinigkeit reicht aus, um ein schlechtes Gewissen zu bekommen, dieses Gefühl, nie allem gerecht werden zu können und irgendwas mal wieder nicht gut hingekriegt zu haben.
Bin ich eine Rabenmutter?
Nein, ganz sicher nicht. Und, das Allerwichtigste: du bist mit diesen Gefühlen nicht allein! Den allermeisten, vermutlich allen Mamas geht es immer wieder so, dass sie Schulgefühle haben und sich als Rabenmutter fühlen.
Aber interessanterweise sind viele Mütter trotzdem leider oft vom Gegenteil überzeugt. Davon, dass sie die Einzigen sind, die das Gefühl haben, an keiner Ecke auszureichen und unter’m Strich niemandem gerecht zu werden.
Und das liegt an zweierlei Dingen.
Wir zeigen nur das, was glänzt, um uns nicht verletzlich zu machen
Von einem richtig schönen Erlebnis zu erzählen, ist easy. Darüber zu sprechen, was nicht läuft, wo wir auf dem Zahnfleisch gehen und richtig an unsere Grenzen kommen, ist deutlich schwerer. Es macht uns verletzlich, setzt uns möglicher Bewertung von anderen aus und bringt die Angst mit sich, damit dann alleine dazustehen.
Dass das beim Thema Mutterschaft sogar besonders schwierig ist, erklärt die Psychologin Isabel Huttarsch im ZEIT-Interview folgendermaßen:
„Muttersein ist etwas ganz Großes und, evolutionär betrachtet, ist es lebensnotwendig, dass wir unseren Job da gut machen. Wenn wir als Mutter merken, wir bekommen etwas nicht hin, führt das zur (lebens-)bedrohlichen Angst, wir würden unserer ureigenen Aufgabe als Mutter vielleicht nicht gerecht werden – mit allen Konsequenzen.„
Also reden viele nur zögerlich über die schwierigen Erfahrungen und das auch vielleicht auch nur mit der besten Freundin und nur oberflächlich, um abzuchecken: geht es ihr auch so oder bin ich die Einzige, die das nicht hinkriegt?
Wir scheuen den Austausch, weil wir Bewertungen statt Unterstützung bekommen
Diejenigen, die den Austausch suchen, machen häufig keine besseren Erfahrungen. Denn leider machen wir Mütter uns zusätzlich zum inneren Druck und dem gesellschaftlichen Druck von außen auch häufig noch gegenseitig das Leben schwer.
Wenn zum Beispiel beim Babytreff eine Frau von schwierigen Nächten erzählt, weil das Baby alle zwei Stunden gestillt werden will und darauf gesagt wird „Also meiner schläft schon durch“ oder „Dann still halt einfach mal nicht!“ ist das wenig ermutigend und eher wie ein Schlag ins Gesicht.
Oder wenn später beim Aufwachsen der Babys verglichen wird: „Kann er denn schon Krabbeln, schon laufen, schon sprechen?“. Für Mütter, deren Kinder eher „spät dran“ sind, kann das enormen Druck verursachen.
Mein Sohn hat z.B. in seinen ersten 1,5 Jahren viel gesessen und beobachtet, bewegen war nicht so sein Ding. In Emails an eine Physiotherapeutin kann man lesen, was für einen Kopf ich mir gemacht habe und welchen enormen Druck und Sorgen solche Vergleiche in mir ausgelöst haben.
6 Tipps, um mit dem schlechten Gewissen umzugehen und Stress zu reduzieren
Wie kannst du also mit dem schlechten Gewissen umgehen und zu einer Haltung finden, wo du mit dir als Mama im Großen und Ganzen zufrieden bist?
1. Das schlechte Gewissen anerkennen
Der erste Schritt, um etwas zu verändern, ist erstmal anzuerkennen, dass es da ist. Ohne es zu bewerten. Also auch die Schuldgefühle erstmal zuzulassen und zu akzeptieren: aha, da sind sie wieder.
Oft verlieren sie dadurch schon einiges an Kraft. Und dann kannst du abgleichen: sind das die äußeren Erwartungen und Bewertungen, die mir hier ein schlechtes Gewissen machen oder glaube ich selbst, dass hier etwas nicht ganz optimal gelaufen ist? Im letzteren Fall kannst du überlegen, was du beim nächsten Mal gern anders machen würdest.
2. Nicht vergleichen, nicht rechtfertigen
Gerade Mütter, die auch Karriere machen wollen, sind oft mit Vorurteilen konfrontiert. Auf der Suche nach dem eigenen Vereinbarkeits-Modell gibt es kein Richtig oder Falsch.
Lass dich auf der Suche nach deinem Weg gern von anderen inspirieren, aber vergleiche dich nicht. Sprich mit deinem Partner / deiner Partnerin darüber, wie ihr als Paar Vereinbarkeit leben und Beruf und Familie unter einen Hut bringen wollt. Wie wollt ihr die Zeit nach der Geburt, die Elternzeit und die Rückkehr in den Beruf gestalten? Ab wann geht euer Nachwuchs in die Kinderbetreuung, habt ihr Großeltern, die euch unterstützen können, wer arbeitet wann Teilzeit oder Vollzeit, wie wird der Haushalt aufgeteilt? Und neben der Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielen natürlich auch eigene Bedürfnisse und die Beziehung eine wichtige Rolle.
Macht euch gemeinsam Gedanken: Was sind eure Vorstellungen und was sind eure Bedürfnisse und wie wollt ihr entsprechend mit bestimmten Themen umgehen. Findet eure Lösungen und lasst euch dabei nicht durch euer Umfeld verunsichern. Euer Weg ist für euch genau richtig und ihr seid niemandem Rechenschaft schuldig.
3. Eigene Ansprüche überprüfen
Nobody is perfect – auch Mütter nicht. Zum Glück! Überprüfe deine Erwartungen an dich selbst. Muss das Mitbringsel zum Buffet wirklich selbstgemacht sein, muss jeden Abend frisch gekocht werden, müssen die Kinder 3 Hobbies pro Woche haben, muss die Wäsche immer gefaltet im Schrank liegen und die Küche picobello sein? Wo machst du dir unnötig Stress und an welchen Stellen könntest du mal eher alle Fünfe gerade sein lassen? Lerne zu erkennen, welche Gedanken dir dabei durch den Kopf gehen und dir Druck machen und welche Gedanken dir eher den Rücken stärken, etwas für dich zu tun.
Wähle bewusst Gedanken, die dich unterstützen, Dinge so zu tun, dass es dir guttut, indem du dir z.B. sagst: das reicht jetzt so aus, das andere kann warten. Jetzt ist es wichtig, dass ich mir Zeit zum Ausruhen nehme, so dass ich später gut für die Kinder da sein kann.
So reduzierst du Druck und Stress für dich und auch für andere, denen du damit ein Vorbild bist.
4. Perspektive umkehren, Erfolge feiern
Gerade als Mamas sind wir oft den ganzen Tag am Rödeln – und haben abends oft trotzdem das Gefühl kaum etwas geschafft zu haben. So sind wir konditioniert. Unser Gehirn fokussiert sich auf das Negative, auf das, was nicht geklappt hat, um für das nächste Mal besser vorbereitet zu sein.
Aber wir können trainieren, bewusst die Perspektive umzukehren, um besonders das Positive hervorzuheben.
Leg dir ein schönes Erfolgstagebuch zu, in das du abends 3 Dinge notierst, die du geschafft hast und drei Dinge, die dir besonders gut gelungen sind. Das dauert nur wenige Minuten, schult dein Gehirn aber grundsätzlich, den Fokus mehr auf die positiven Dinge zu lenken.
Und das erhöht dein Selbstwertgefühl, dein Selbstbewusstsein und dein Wohlbefinden!
5. Mehr Zeit für dich
Nimm dir regelmäßig Zeit für dich, auch wenn es nur 5min sind. Im vollen Mama-Alltag ist das leichter gesagt als getan, aber es ist unglaublich wichtig dafür, dass du bei Kräften bleibst. Denn überleg mal: was würde passieren, wenn du mal ganz ausfällst?
Also achte auf dich und nimm dir Zeit, regelmäßig deine Batterien aufzuladen. Dafür ist es hilfreich, die eigenen Prioritäten zu überprüfen: wie wichtig ist es mir wirklich, mich um mich zu kümmern? Und was ziehe ich dann doch wieder vor, wenn ich mich entscheiden muss? Lerne, dich immer wieder für dich zu entscheiden, klare Grenzen zu setzen und deine Erwartungen in bestimmten Bereichen anzupassen. So schaffst du die Möglichkeit, dir Zeit und Ruhe für dich zu nehmen.
Wenn das sehr schwierig für dich ist, nimm dir nur 5-10min täglich vor, die du aber wirklich machst. Dabei können dir meine Entspannungs-Impulse helfen. Das sind kleine Audios von 5min, die dich mit einer Übung oder einem Impuls unterstützen, dir genau diese 5min Entspannung pro Tag zu nehmen. Hier kommst du zu meinen kostenfreien Impulsen.
Und im Laufe der Zeit nimmst du dir Stück für Stück mehr Zeit für dich.
Wenn du dann in deinem Gleichgewicht bist, kommen Vorwürfe viel weniger an dich ran, hat das schlechte Gewissen weniger Angriffsfläche und kannst du besser bei dir bleiben.
6. Unterstützung suchen und geben
Unter’m Strich ist klar: jede Mutter und jeder Vater, jedes Kind und jede Familie ist anders. Und jede Familie darf ihren ganz eigenen Weg finden.
Wir alle tun dabei unser Bestes und wir ALLE struggeln damit. In keinem Coaching, in keinem meiner Kurse und auch in meinem Bekanntenkreis habe ich je eine Mama erlebt, die nie ein schlechtes Gewissen oder Zweifel an ihrer eigenen Kompetenz als Mutter gehabt hätte.
Statt einander also mit schrägen Blicken zu bedenken, sollten wir zueinander stehen, über die täglichen Herausforderungen reden, einander unterstützen und Verständnis zeigen, für die jeweils individuelle Art, mit der wir diesen Herausforderungen begegnen.
Dazu gehört übrigens auch, wachsam zu beobachten, wo wir selbst andere bewerten und ihnen damit vielleicht Anlass für ein schlechtes Gewissen geben. Frag dich mal: Wo kannst du selbst Bewertung rausnehmen und Unterstützung anbieten? Und wenn es durch nur ein Nicken und ein „das kenne ich so gut!“ ist.
Außerdem: Wenn wir andere bewerten, nehmen wir uns selbst damit auch die Möglichkeit, von ihnen zu lernen und neue Ideen und Perspektiven für uns mitzunehmen.
Wenn wir also bereit sind, uns in einer unterstützenden und mitfühlenden Art über Herausforderungen im Familienalltag austauschen, entsteht etwas Wunderbares. Wir erfahren: ich bin nicht allein, alle hier wissen, wovon ich spreche und fühlen mit, wir sitzen alle in einem Boot.
Such dir also Menschen und Möglichkeiten für einen solchen offenen Austausch ohne Konkurrenz und Bewertung, sondern mit Mitgefühl und Verständnis auf beiden Seiten.
Mama sein ohne schlechtes Gewissen
In diesem Beitrag hast du schon einige Impulse bekommen, wie du mit dem schlechten Gewissen als Mutter umgehen und zu mehr Zufriedenheit mit dir selbst finden kannst.
Wenn du gern ganz konkrete Wege für dich erarbeiten willst, wie du die Impulse in deinem Alltag verankern kannst, dann komm gern noch dazu in meinen kostenfreien Workshop „Freiraum finden, Energie gewinnen: Power-Mama-Routinen für deinen Familienalltag“.
Und wenn du merkst, dass du das Thema grundsätzlicher angehen willst und dir dabei Anleitung und Unterstützung wünscht, dann schau mal rein in meine 12-wöchige Coaching-Begleitung.
Du lernst, dein schlechtes Gewissen ganz und gar loszuwerden, mehr Zeit für dich zu gewinnen und den Familienalltag mit mehr Energie zu genießen und eine wirkliche Balance zwischen Work und Life zu gestalten, die dir und deiner Familie guttut.
Über 12 Wochen begleite ich dich bei diesen und weiteren wichtigen Themen:
- Klare Grenzen setzen und Raum für dich schaffen
- Ansprüche überprüfen und anpassen
- Mit persönlichen Triggern umgehen und Ruhe bewahren
- Selbstfürsorge integrieren und Batterien aufladen
- Unterstützende Gedanken wählen und so handeln, dass es dir guttut
- Hilfreiche Routinen etablieren, die langfristig bleiben
Hier findest du alle Informationen zu meinem Programm.
Ich wünsche dir viel Erfolg beim Umsetzen dieser Impulse und freue mich, von dir zu hören!